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Fast wäre der Mensch ersetzbar. Wenn aber Frank M. wieder runter in die Produktionshalle gehen muss, um zu prüfen, warum der 15-teilige Fertigungsablauf für den Verbindungsstecker nicht in dem aufgesetzten Zeitrahmen die Teile von A nach B befördert, dann ist wieder einer dieser Tage! Tage, an denen er seinen Job richtig liebt.
Frank ist 47, Produktionsleiter und Manager eines 30-köpfigen Teams aus der Forschung & Entwicklung. Er arbeitet bei einem weltweit führenden Mittelständler in der Kleinteileproduktion in Oberfranken. Mit einem Diplomabschluss im Ingenieurswesen, Schwerpunkt Informatik, startete er seine Laufbahn als Lean-Ingenieur und war im Anschluss als Lean-Manager bei einem global ausgerichteten Automobilzulieferer tätig. Zwar sind Englischkenntnisse heute noch keine zwingende Voraussetzung für Ingenieure, allerdings haben sie Frank dabei geholfen, bei seinem aktuellen Arbeitgeber Fuß zu fassen.
Frank und seine Kollegen haben akribisch ausgerechnet, unter welchen Voraussetzungen die Maschinen innerhalb des Produktionsprozesses miteinander kommunizieren sollen – für einen Laien ist es ein Wirrwarr an Mini-Kleinteilen, die am Ende zu einem Verbindungsstecker werden. Von einem reibungslosen, selbstdenkenden und zeitsparenden Entwicklungsprozess sind sie aber noch weit entfernt. Frank und sein Team stehen momentan vor der Herausforderung, den Anforderungen einer neuen Ära gerecht zu werden.
Dampfmaschinen, Fließbandproduktion und Mikroelektronik in Form von programmierbaren Steuerungen prägten die Industrie-Ären in der Vergangenheit. Heute sprechen wir von Industrie 4.0. Kein produzierendes Unternehmen kommt an der neuen Technik vorbei – mehr als 17,9 Millionen Treffer auf Google liefern Informationen und Meinungen über die Technikinnovation, die es zum Ziel hat, Produktions- und IT-Technologien zu vereinen.
Der Ursprung von Industrie 4.0 geht auf ein gleichnamiges Projekt der Forschungsunion der Bundesregierung zurück. Im Fokus steht die Nutzung von Internettechnologien zur Kommunikation zwischen Mensch und Maschine sowie Maschine und Maschine. Der Mensch wird vom Bediener zum Steuernden. Unternehmen stehen zunächst vor einigen Herausforderungen: Technische Standards und Normen müssen entstehen, die Datensicherheit muss gewährleistet werden und bis alle rechtlichen Fragen geklärt sind, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Mitarbeiterschulungen für Fachkräfte und die Aufklärung der Gesellschaft über dieses Thema sind zudem zwingend notwendig.
Unternehmen wie Siemens, Bosch und BrainLAB setzen auf die Industrie 4.0 und versprechen sich Marktvorteile in der Zukunft. Erst im Jahr 2013 wurde das innovative Konzept auf der Hannover Messe, der weltweit größten Industriemesse, vorgestellt. Einige deutsche Unternehmen gingen laut einer PwC- und Strategy-Studie bereits im Folgejahr von einer daraus resultierenden Effizienzsteigerung von durchschnittlich 3,3 Prozent aus.
Industrie 4.0 als neues Wirtschaftswunder, das schwarze Zahlen garantiert? „In der Tat weist die neue Ära immense Potenziale und Möglichkeiten für den Standort Deutschland auf, vor allem für Unternehmen in der Automotive, im Maschinen- und Anlagenbau und der Elektronikbranche oder für Jungunternehmer mit zündenden Ideen“, weiß Pablo Galan, Executive Director bei der PageGroup. „Deutschland hat den Ruf, eines der innovativsten und ehrgeizigsten Länder weltweit zu sein, was natürlich den Wettbewerbsgedanken antreibt aber auch Risiken birgt. Unsere Kunden stehen ernsthaften Herausforderungen gegenüber. Der Markt ist rau: Starker Wettbewerb, täglich neue Patente, die angemeldet werden, und der Kampf um geeignete Fachkräfte sind ernstzunehmende Themen.“ Und tatsächlich ist Deutschland, sozusagen das Vaterland der Industrie 4.0, nicht der Spitzenreiter. Konkurrenz aus Asien und den USA setzt deutsche Unternehmen unter Druck und hat zur Folge, dass Fachkräfte dringend gesucht werden, um den Anschluss nicht zu verlieren.
Denken wir an Frank M. zurück. Frank ist vollends zufrieden mit seiner Arbeit. Warum? Weil er Tüftler, Ursachenfinder und Problemlöser in Einem ist. Wie (fast) alle Ingenieure ist er intrinsisch motiviert und sucht gerne nach Lösungen für jedes Problem. Ab 2018 sollen sich die Systeme seiner Zulieferer mit den eigenen vernetzen und auch außerhalb der eigenen Produktionshallen eine gemeinsame Sprache sprechen. Er weiß, dass sich an diesem „Raspberry Pi“, wie zum Beispiel dem Mini-Computer MICA, aktuell einige Ingenieure den Kopf zerbrechen, einen weltweit freien Übertragungsstandard für eine gemeinsame Kommunikationssprache zu entwickeln. Für Frank ist das die Chance. Er gestaltet die industrielle Zukunft mit – eine Möglichkeit, die ihm die Industrie 4.0 bietet.
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